Planungsregeln im Maschinenbau – Tipps aus der Praxis
Der Maschinenbau geht mit vielen Besonderheiten einher, welche für die Verantwortlichen zu Herausforderungen führen können. Oft werden ganze Maschinen, Baugruppen und/oder Bauteile produziert, welche meist abhängig voneinander sind: erst werden Bauteile einzeln gefertigt, daraus die Baugruppen zusammengesetzt und im Anschluss die ganze Maschine.
Dies hat zur Folge, dass der Planungsprozess schnell an hoher Komplexität gewinnt. Oft werden kleine Stückzahlen oder Kleinserien produziert, wodurch viele Aufträge entstehen. Unserer Erfahrung nach arbeiten deshalb viele Maschinenbauer mit einer hohen Anzahl an Informationen. Dazu zählen dann beispielsweise die Zeichnungen für ein bestimmtes Bauteil oder kunden- und arbeitsgangspezifische Daten. Hinzu kommen oft noch externe Werkbänke, ein Wärme-Behandler oder Lohnfertiger für Kleinteile.
Alle diese Faktoren haben Einfluss auf den Planungsprozess. Doch wie bringen Sie als Maschinenbauer Struktur und Übersicht in eine solche Komplexität?
Planungsregeln vereinfachen den Planungsprozess
Die Antwort: der gezielte Einsatz von Planungsregeln. Sie helfen, die Kapazitätsnachfrage durch ein Kapazitätsangebot ins Gleichgewicht zu bringen. Die Nachfrage entsteht dabei durch den Verkauf der Maschinen, und das Angebot entnimmt man der Produktion, also den real verfügbaren Ressourcen wie Maschinen und verfügbarem Personal.
Kapazitätsnachfrage und -angebot unterliegen jedoch Schwankungen. Es kann passieren, dass eine Maschine defekt ist oder ein Mitarbeiter erkrankt. In diesem Fall muss die Nachfrage mit dem geänderten Angebot ins Gleichgewicht gebracht werden. Das übernimmt in der Regel eine Software. Sie schaut automatisch, welche Ressourcen noch zur Verfügung stehen, wann ein Arbeitsplatz frei ist und ob der errechnete Liefertermin eingehalten werden kann.
Doch nutzen viele Unternehmen noch Excel oder Stecktafeln. Es wird außer Acht gelassen, dass alle Aufwände, die mit der Planung einhergehen, Zeitaufwände sind und somit durch eine Planungssoftware kontrollierbar werden.
Doch was gibt es für Planungsregeln, welche bei der Planung und Steuerung im Maschinenbau helfen?
Vorwärtsplanung – progressiv in die Zukunft planen
Vorwärts planen bedeutet, Sie fangen zum frühestmöglichen Zeitpunkt an, ein Bauteil oder eine Baugruppe zu produzieren. Dies kommt oft zum Einsatz, wenn Sie im Unternehmen einen sehr agilen Vertrieb haben. Dieser kann dann prüfen, was er dem Kunden noch verkaufen kann, indem er kontrolliert, ob die Fertigung noch Kapazitäten innerhalb dieses kurzen Zeitraums hat.
Die Vorwärtsplanung beeinflusst zudem die Kennzahlen in Ihrem Unternehmen, wie zum Beispiel den Cashflow. Denn umso früher Sie anfangen zu produzieren, desto früher können sie fakturieren und desto eher erhalten Sie Ihr Geld.
Des Weiteren nimmt sie Einfluss auf die die Zufriedenheit Ihrer Kunden. Alles, was der Kunde schnell bekommt, führt zu Zufriedenheit und Planbarkeit seinerseits und zu einem Wettbewerbsvorteil Ihrerseits.
Typische Fragestellungen bei der Vorwärtsplanung sind z.B.: Wann ist der früheste Liefertermin? Oder: Was können wir diesen Monat noch verkaufen?
Rückwärtsplanung: die Just-In-Time-Produktion
Bei der Rückwärtsplanung wird die Planung aus der anderen Richtung angegangen. Hierbei wird geguckt, wann spätestens anfangen werden muss zu produzieren, um den Liefertermin noch einhalten zu können.
Diese Art der Planung beeinflusst ebenfalls Faktoren im Unternehmen, wie zum Beispiel den Lagerbestand. Denn jede Halbfertigware im Haus wurde bereits beim Lieferanten bezahlt, konnte jedoch noch nicht fakturiert werden. Das heißt, je später Sie mit der Vorfertigung anfangen, umso mehr Kosten können Sie sparen.
In der Beschaffung können Sie so Kosten optimieren, in dem Sie z.B. bei ausreichend Zeit 2-3 Beschaffungsvorgänge zusammenlegen, eine höhere Menge kaufen und damit Zeit sparen sowie einen besseren Preis zahlen.
Zudem sind Sie mit der Rückwärtsplanung flexibler. Denn alles, was vor dem spätesten Produktionsanfang passiert, ist freie Kapazität und kann so für neue Aufträge genutzt werden.
Engpassplanung im Maschinenbau
Diese Art der Planung ist vor allem beim Thema Kosten- bzw. Rüstzeitoptimierung sinnvoll. Sie beeinflusst sehr schnell die Nebenzeiten (jede Rüstzeit = Nebenzeit), denn nur mit laufender Maschine betreiben Sie eine Wertschöpfung. Alles, was also dazu führt, dass die Maschine weniger läuft, führt dazu, dass Sie weniger Umsatz machen. Eine Engpassterminierung unterstützt Sie dabei, Ihre Maschinen besser auszulasten und Nebenzeiten zu sparen.
Praktisch funktioniert das, indem das System bestimmte Merkmale zusammenfasst.
Haben Sie beispielsweise in den nächsten 2 Wochen viele Bleche, die alle 10mm dick sind und alle auf der Plasmamaschine geschnitten werden müssen, kann das System diese zusammenfassen. Oder ist in der Lackieranlage gerade die Farbe dunkelgrün gerüstet, soll das System schauen, welche Aufträge das ebenfalls betrifft, um Sie dann zusammenzufassen und direkt nacheinander zu fertigen.
Faktoren für eine erfolgreiche Produktionsplanung
Damit die Planung tatsächlich einwandfrei verlaufen kann, benötigt es besondere Erfolgsfaktoren im Maschinenbau. Zum einem ist ein reibungsloses Zusammenspiel zwischen dem Planungssystem und Ihrem ERP wichtig. Es geht hierbei vor allem um das Thema Vormaterialien und Beschaffungszeiten. Das System sollte alle Grunddaten, wie z.B. den frühester Produktionsstart, mitgeben.
Weiterhin wichtig ist der digitale Kreislauf in der Produktion. Dies bedeutet, dass der Werker an der Maschine z.B. sofort mitbekommen sollte, wenn es zu Änderungen in der Planung kommt. Andersrum will der Planer natürlich wissen, ob und wie die Produktion läuft. Sollte die Maschine z.B. defekt sein, benötigt der Planer die Information ebenfalls sofort, um ggf. Änderungen vorzunehmen oder den Kunden zu informieren, dass es eventuell zu einer verspäteten Lieferung der Ware kommen kann.
Der letzte wichtige Erfolgsfaktor ist die Verfügbarkeit der Informationen. Diese sollten direkt zu Ihnen gelangen, ohne, dass Sie erst danach suchen müssen. Wenn Sie eine wichtige Information benötigen, sollten Sie nicht durch die Produktionshalle laufen, sondern alle Daten übersichtlich in einem Planungssystem aufbereitet finden können.
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