Lexikon

Produktions­planung

Definition der Produktionsplanung:
Produktions­planung und -steuerung (PPS) ist die Planung und operative Steuerung der Produktions­prozesse. Hierbei werden Aufträge/Arbeits­schritte auf Ressourcen (z.B. Maschinen, Mitarbeiter, Werkzeuge) in zeitlicher Reihenfolge verplant und operativ gesteuert. Ziel ist die Erzeugung einer optimalen Reihenfolge der Aufträge/Arbeitsgänge, die Organisation der Produktion und das frühzeitige Erkennen von Plan­abweichungen.

1. Methodik der Produktions­planung

Die grundsätzliche Berechnungs­systematik der Produktions­planung vergleicht den Kapazitäts­bedarf der Aufträge mit dem Kapazitäts­angebot der Ressourcen. Aufgrund der Komplexität dieser Berechnungs­systematik wird für die Durchführung der Produktions­planung ein IT-System zur Produktions­planung und -steuerung (PPS-System) empfohlen.

Durch die folgenden Fragestellungen werden Kapazitätsbedarf und Kapazitätsangebot definiert:

  • Kapazitätsbedarf: Welche Aufträge sollen in welchem Zeitraum (bzw. zu welchem Lieferdatum) auf welchen Ressourcen verplant werden?
  • Kapazitätsangebot: Welche Ressourcen stehen in welchem Zeitraum zur Verfügung?

Berechnung des Kapazitäts­bedarfs für die Produktions­planung

Bei der Berechnung des Kapazitätsbedarfs geht es oft um den Produktionsprozess, den Arbeitsplan, die Ressourcen, und die Dauer. Der Arbeitsplan ist die Voraussetzung für die Produktionsplanung des zu produzierenden Artikels. Er enthält die Prozess­beschreibung, welche Tätigkeiten in welcher Reihenfolge ausgeführt werden müssen, um den Artikel zu produzieren.

Im Arbeitsplan der Produktions­planung werden pro Arbeitsgang (Prozessschritt) die folgenden Daten benötigt:

  • Was ist zu tun?
    Bezeichnung des Arbeits­gangs (Prozess­schritt)
  • Wie lange dauert der Arbeitsgang?
    Zeiten, die für die Herstellung einer bestimmten Menge des Artikels erforderlich sind. Hierbei wird zwischen Rüstzeit (TR, Losgrößen­unabhängige Zeit) und Stückzeit (TE) unterschieden.
  • Was wird benötigt?
    Welche Ressourcen (Mitarbeiter, Maschinen, Werkzeuge etc.) sind notwendig, um den Arbeitsgang durchzuführen.

In Kombination mit den Auftrags­daten (Menge und Liefertermin) wird dann der Kapazitäts­bedarf berechnet.

Die folgende Tabelle zeigt die Auftragsdaten eines Beispielproduktionsprojekts und wie der Kapazitätsbedarf berechnet wird:

Artikelstamm: Artikel ABC
Arbeitsgang 1:
Daten für Losgröße 1 Stück
Rüstzeit (TR) = 30 Minuten
Stückzeit Durchzuführen (TE) = 2 Minuten auf Maschine 1

Auftragsdaten: Auftragsmenge 100 Stück. Liefertermin 15.7.2023

Errechnete Dauer für Arbeitsgang 1:
30 Minuten Rüstzeit + 100 Stück x 2 Minuten = 230 Minuten.
Dieser Arbeitsgang muss auf Maschine 1 durchgeführt werden (siehe Artikel­stamm­daten).

Es besteht also ein Kapazitäts­bedarf für Maschine 1 in Höhe von 230 Minuten, der spätestens bis zum 15.7.2023 erledigt sein muss.

Berechnung des Kapazitäts­angebots für die Produktions­planung

Bei der Berechnung des Kapazitäts­angebots geht es oft um die Verfügbarkeit der Ressourcen. Diese Ressourcen werden durch Elemente wie Mitarbeiter, Maschinen, Werkzeuge usw. definiert. Aus diesen drei Komponenten errechnet sich das Kapazitäts­angebot in einem bestimmten Zeitraum:

  • Betriebskalender:
    Gibt es bestimmte Tage, an denen gar nicht gearbeitet wird? Beispiel: Feiertage
  • Kapazitätsplan (bzw. Schichtplan) der Maschinen und Mitarbeiter:
    Wann sind die Maschinen und Mitarbeiter grundsätzlich verfügbar?
  • Kurzfristige Nicht-Verfügbarkeiten der Ressourcen durch z.B. Wartung oder Störung einer Maschine

So funktioniert die grund­sätzliche Berechnung der Produktions­planung

Die eigentliche Berechnung der Produktions­planung erfolgt durch die Gegenüber­stellung des Kapazitäts­bedarfs mit dem Kapazitäts­angebot. Dies erfolgt auf Ebene des einzelnen Auftrags durch Einplanung des Auftrags mit dem jeweiligen Artikel, der Auftrags­menge und einem Liefer­datum. Hierbei wird für jeden Arbeits­gang geprüft, ob die erforderliche Ressource verfügbar ist. Ist die Ressource im gewünschten Zeit­raum nicht verfügbar, kann der Auftrag nicht eingeplant werden oder es entsteht ein Konflikt, der durch den Planer gelöst werden muss.

2. Was ist der Unterschied zwischen Vorwärts­terminierung und Rückwärts­terminierung in der Produktions­planung?

Vorwärts­terminierung:

Bei der Vorwärtsterminierung startet der Algorithmus einer Produktions­planungs­software am frühest­möglichen Zeitpunkt mit der Einplanung der Arbeitsgänge und versucht, die Arbeitsgänge vorwärts auf die Ressourcen einzuplanen. Diese Option wird gewählt, wenn der Planer erreichen will, dass der Auftrag möglichst schnell gefertigt wird.

Rückwärts­terminierung:

Bei der Rückwärtsterminierung rechnet der Algorithmus einer Produktions­planungs­software rückwärts vom Liefertermin aus und versucht, die Arbeitsgänge rückwärts auf die Ressourcen einzuplanen. Diese Option wird gewählt, wenn der Planer erreichen will, dass der Auftrag möglichst nahe am Liefer­termin erledigt wird.

3. Wie kann das Gantt-Diagramm (Leitstand) den Planern in der Produktionsplanungssoftware helfen?

Das Gantt-Diagramm (Leitstand) in der Produktions­planungs­software (PPS) erzeugt Transparenz für den Planer und ist die Voraussetzung für eine zuverlässige Produktions­feinplanung. Der Planer kann sämtliche Informationen über die verfügbaren Ressourcen und deren tatsächliche Belegung jederzeit aktuell ablesen. Der Produktions­leiter und seine Mitarbeiter verfügen jederzeit über die Informationen, die sie für eine Optimierung der Produktions­planung benötigen. Informationen über die Ressourcen­belegung stehen jederzeit zur Verfügung. Wichtig dabei ist eine intuitive Bedienung der Produktions­planungs­lösung. Mitarbeiter müssen sich nicht mehr auf Fehlersuche in Exceltabellen begeben, sondern sehen in der Software sofort, wenn ein Konflikt auftritt und somit ihr Eingreifen nötig ist.

Der Leitstand in der Produktions­planungs­software (PPS) ist die Darstel­lung der Aufträge und Arbeits­gänge in einem Gantt-Diagramm. Hierbei werden die Aufträge/Arbeits­gänge auf einer Zeitachse dargestellt.

Abb.: Leitstand als Gantt-Diagramm

In einem Gantt-Diagramm sind verschiedene Darstellungen möglich:

  • Auftrags­informationen: Darstellung der Aufträge auf einer Zeitachse
  • Ressourcen­auslastung: Darstellung der Arbeitsgänge auf den Ressourcen
  • Kapazitäts­gebirge: Darstellung des Kapazitäts­angebots und des Kapazitäts­bedarfs der Ressourcen

4. Was ist eine Frozen Zone in der Produktions­planung?

Einfach gesagt, eine Frozen Zone in der Produktionsplanung ist ein definierter Zeitraum vor dem gegenwärtigen Zeitpunkt, in dem keine Änderungen in der Planung vorgenommen werden dürfen. Mit der Frozen Zone soll verhindert werden, dass kurz vor Beginn der Produktion Änderungen des Plans erfolgen, die in der eigentlichen Produktion nicht mehr umgesetzt werden können, da z.B. das Material für den geplanten Auftrag schon bereitgestellt wurde.

5. Was ist ein Simulations­modus in der Produktions­planungs­software?

Der Simulationsmodus in einer Produktionsplanungssoftware kann Planern helfen, verschiedene Szenarien zu simulieren, ohne den originalen Plan zu verändern. Der Planer hat dadurch die Möglichkeit, mehrere unterschiedliche Szenarien zu erstellen und zu vergleichen. Entscheidet er sich für ein Szenario, veröffentlicht er dieses als originalen Plan.

6. Schlüsselfunktionen einer Produktions­planungs­software (PPS)

Ein Produktions­planungs- und steuerungs­system (PPS) erzeugt Transparenz in der Produktion. Wesentliches Element ist die zeitliche Planung der Aufträge (Arbeitsschritte) auf Ressourcen im Hinblick auf Ressourcen­verfügbarkeit und Einhaltung der Liefertermine. Eine Software zur Produktions­planung umfasst in der Regel folgende Module:

Artikel­stammdaten:
Diese enthalten die Artikeldaten mit den Arbeits­plänen (Prozess­beschreibungen). Hier wird pro Artikel definiert, welche Arbeitsschritte, wie viel Zeit und welche Ressourcen (Maschinen, Mitarbeiter, Werkezeige etc.) für dessen Herstellung notwendig sind.

Ressourcen­stammdaten:
Hier werden die Stammdaten der Ressourcen sowie deren grundsätzliche Verfügbarkeit in Form von Kapazitäts­plänen verwaltet.

Auftrags­verwaltung:
Die hier gepflegten Aufträge enthalten Artikel, Mengen und Liefertermine. Anhand dieser Daten wird in Kombination mit den Artikel­stammdaten der Kapazitäts­bedarf berechnet.

Planungs­algorithmus:
Der Planungs­algorithmus ist das Herzstück der Software für die Produktions­planung (PPS). Er verplant die Arbeitsgänge (den Kapazitäts­bedarf) unter Berücksichtigung des Kapazitäts­angebots und des Liefertermins – vereinfacht gesagt: es werden freie Lücken in der bestehenden Planung gesucht. Hierbei gibt es verschiede Möglichkeiten der Planung / Optimierung. Die als Standard verfügbaren Planungs­algorithmen sind Vorwärts­terminierung und Rückwärts­terminierung.

Gantt-Diagramm:
Im Gantt (Leitstand) wird das Ergebnis für den Planer visualisiert. Er kann Konflikte erkennen und korrigieren. Das Gantt-Diagramm in der Produktions­planung erzeugt Transparenz in der Fertigung.

Rückmeldungen:
Die Betriebs­daten­erfas­sung hat zwei wesentliche Funktionen. Zum einen erhalten Produktions­mitarbeiter relevante Informationen, welcher Arbeits­gang wann und auf welcher Ressource gefertigt werden muss. Zum anderen erfassen die Produktions­mitarbeiter hier Ist-Zeiten, Störungen und Ausschuss­mengen / Ausschuss­gründe. Diese Informationen entlasten und aktualisieren den Plan, sodass z.B. erledigte Arbeits­gänge automatisch entfernt werden.

Reporting:
Erfasste Betriebs­daten werden im Reporting ausgewertet (Berichts­wesen). Typische Auswer­tungen für das Reporting sind: Vergleiche der Soll-Zeiten (aus der Planung) mit den Ist-Zeiten (aus den Rück­meldungen), Analyse der Stör­gründe oder Ausschuss­meldungen aus der Betriebs­daten­erfas­sung, Kennzahlen wie OEE (Overall Equipment Effectiveness), Kapazitäts­auslastung in der Vergangenheit, Termintreue oder Durchlauf­zeiten.

7. Funktion der Betriebs­daten­erfas­sung (BDE) in der Produktions­planung

Die Kernfunktion einer Betriebsdatenerfassung (BDE) ist die Rückmeldungsfunktion. Rückmeldungen aus dem BDE-System entlasten den Plan, d.h. rück­gemeldete Mengen haben einen Einfluss auf die Planung. Der Arbeits­gang verkürzt sich um die bereits rück­gemeldeten Mengen, bzw. erledigte Aufträge sollten im Plan nicht mehr sichtbar sein.

Anmerkung: Hierbei ist allerdings zu bedenken, dass es in der Praxis nicht zielführend ist, bei jeder Änderung eine Aktuali­sierung des Plans vorzunehmen. Produktions­planung ist immer in die Zukunft gerichtet und ein geplantes Szenario für einen bestimmten Zeit­raum. Wenn dieses laufend durch Rück­meldungen aktualisiert wird, verliert der Planer in der Produktions­planungss­oftware den Überblick.

8. Welche sind die kritischen Faktoren bei der Einführung einer Software für die Produktions­planung?

Der wichtigste Faktor für die erfolgreiche Einführung einer Produktions­planungs­software ist, dass die Prozesse im Unternehmen planbar sind. Unstrukturierte Prozesse, die immer wieder durch ungeplante Störungen beeinträchtigt werden, lassen sich nicht zielführend planen. Im ersten Schritt zur Einführung einer Produktions­planungs­software (PPS) muss deshalb die Planungs­fähigkeit hergestellt werden. Dazu sind oftmals Änderungen in den Prozessen / Organisations­strukturen des Unternehmens erforderlich (sog. Veränderungs­management).

Darüber hinaus erfordert eine Produktions­planung auch eine gute Daten­grundlage. Erforderlich zur Planung und Steuerung einer Produktion sind saubere Stamm­daten, z.B. Artikel mit Arbeits­plänen und Ressourcen mit Kapazitäts­plänen.

Whitepaper zum Thema „8 Faktoren für die erfolgreiche Einführung einer Produktions­planungs­software“:

9. Anwendungs­fälle für Produktions­planungs- und Steuerungs­systeme (PPS) in der Praxis

Ein typischer Anwendungsfall einer Produktions­planungs­software sind kapital­intensive Unternehmen, bei denen die Maschinen kontinuierlich ausgelastet sein müssen. Die Funktion der Produktions­planung besteht darin, die Maschinen optimal auszulasten und dabei eine Termintreue aller Aufträge zu gewährleisten. Hierfür sind folgende Neben­bedingungen zu berück­sichtigen: Personal muss für die Bedienung der Maschinen und Material muss zum Startzeitpunkt des jeweiligen Auftrags im Lager verfügbar sein.

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